(nach
einem Artikel von Silke Bruns
in der
Zeitschrift „einfach schlank“)
Wir essen
nicht, weil wir hungrig sind. Wir essen, weil wir traurig, gelangweilt,
fröhlich und angespannt sind oder gerne abschalten wollen…
So die
Deutsche Gesellschaft für Ernährung.
Essen
drängt sich in unserer Gesellschaft dabei geradezu auf, um Gefühle zu
kompensieren: Es ist immer verfügbar – und wir müssen ja ohnehin essen, um zu
leben - doch Essen macht unsere Seele nicht satt.
Nur 5 kg zu viel – oder doch schon stark
übergewichtig?
Emotionaler Hunger äußert sich dadurch, dass wir – unabhängig von unserem
„normalen“ Hunger – ständig auf der Suche nach etwas Essbarem sind. Oder dass
wir bei einer Mahlzeit kein Sättigungsgefühl verspüren, weil wir nicht bewusst
essen und somit nicht aufhören können.
Dieser Essdrang ist keine Essstörung im medizinischen Sinn – jedenfalls
noch nicht, denn er kann im Extremfall dazu führen.
Manch eine emotionale Esserin schleppt nur die berühmten „5 kg zu viel“
mit sich herum, die andere wiederum ist stark übergewichtig.
Der Leidensdruck hält sich bei der einen in Grenzen, die andere
verzweifelt an den ständig wiederkehrenden Essattacken. Beide jedoch fragen
sich gleichermaßen: Warum kann ich meiner Esslust, meinem Essdrang keinen
Einhalt gebieten? Was passiert da eigentlich in mir?
Essen wird zum Abdämpfen für ein tiefer liegendes Gefühl benutzt.
Es liegt weder an mangelndem Ernährungswissen noch an mangelnder
Disziplin. Emotionale Esser sind sogar echte Experten für das richtige Essen.
Sie wissen, welche Lebensmittel gesund sind, wie wichtig Ballaststoffe sind und
wofür unser Körper Eiweiß braucht. Doch im entsprechenden Moment greifen sie
dann doch wieder zur Schokolade statt zum Radieschen.
Emotionale Esser stehen auch mitten im Leben: Sie meistern die
Doppelbelastung von Familie und Beruf, schmeißen den Haushalt, haben Erfolg im
Job, managen den Freundeskreis – fühlen sich dabei jedoch eigentlich permanent
überfordert.
Die Forschung zeigt jedoch, dass man eigentlich nur 90 Minuten am Stück
powern kann. Danach verlangen Körper und Geist eine Ruhephase von 20 Minuten.
Doch Nichtstun hat in unserem stressigen Alltag keinen Platz. Selbst in
eigentlich freien Minuten räumen wir lieber noch eben die Spülmaschine aus oder
stellen die Waschmaschine an.
Die Folge der Dauer-Power ist doch, dass wir einer permanenten
Überforderung unterliegen, die uns allzu oft nicht einmal bewusst ist. Von der
Schokolade versprechen wir uns zum einen den schnellen Energiekick.
Zum anderen suchen wir im Essen die Freude oder den Trost, die wir in
unserem Leben eigentlich vermissen. Tatsächlich ist in unserem Alltag doch
nicht viel Zeit für Aufmerksamkeit und Anerkennung.
Die stets akkurat gebügelten Hemden für den Partner? Fallen in die
Kategorie Routine. Die perfekte Organisation des Familienausflugs am
Wochenende? Wird als selbstverständlich vorausgesetzt.
Ein perfekter Tag – und trotzdem lockt Schokolade
Manchmal schlägt der emotionale Hunger gerade auch nach einem perfekten
Tag zu – und wir fragen uns, wie das sein kann. Man hat im Job einen neuen
Kunden gewonnen, einen Auftrag tadellos abgeschlossen, ein Lob vom Chef
bekommen: Erfolg also auf der ganzen Linie. Doch abends verliert man den Kampf
gegen die Tafel Schokolade.
Möglicherweise stand man dermaßen unter Strom, um alle Aufgaben auch zur
Zufriedenheit zu erledigen, dass man im tiefsten Inneren ganz leer ist – weil
man tatsächlich gegen die eigenen Bedürfnisse gehandelt hat.
Mit Hypnotherapie Gefühle unter der Lupe nehmen
Wer emotionalen Hunger stillen will, muss daher Zugang zu seiner
Gefühlswelt finden: sich erfahren und erforschen. Hier macht man Erfahrungen
auf einer anderen Ebene: Der bewusste Verstand wird ausgeschaltet und so kommt
man wieder in Berührung mit seiner Intuition, mit dem Inneren. Die Themen
werden fokussiert, Gefühle wie unter einer Lupe betrachtet.
Hypnotherapie hat mit den Showveranstaltungen von Hypnotiseuren nichts
gemein: Während dort mit Amnesie gearbeitet wird, ist die Klientin in der
Hypnotherapie bei vollem Bewusstsein. Sie fokussiert sich jedoch einfach mehr
auf sich selbst – man redet nicht über Dinge, man erfährt sie.
Dabei zeigt sich: Ganz oft geht es für emotionale Esser darum, sich
einfach mal Zeit für sich zu nehmen, anderen Grenzen zu setzen, mehr auf die
eigenen Bedürfnisse zu hören als auf die der anderen. Einfach nicht an die Tür
zu gehen, wenn es schellt, nicht das Telefon abzuheben, wenn es klingelt. Das
klingt, als wäre es leicht umzusetzen. Tatsächlich aber sind wir so darauf
bedacht, unsere Pflichten zu erledigen, dass es uns wahnsinnig schwerfällt,
einen Gang runterzuschalten und auch bei solchen vermeintlichen Kleinigkeiten
einfach mal nur an sich zu denken.
Achtsamkeit ist eine wichtige Lektion
Den Teufelskreis können Sie nicht von heute auf morgen durchbrechen,
sondern Schritt für Schritt. Indem sie achtsamer mit sich und ihrem Körper
umgehen, indem Sie auf Entspannung achten, kreativ werden, wieder mehr (kleine)
Dinge machen, die Ihnen Freude bereiten – einen neuen Umgang mit dem
Seelenleben lernen.
Wer Zugang zur eigenen Gefühlswelt findet und lernt, mit schlechten
Gefühlen umzugehen, kann sich von automatischem Essen befreien.
Es gilt die innere Grundspannung zu lösen
Die Lösung des Essproblems beginnt ebenfalls damit, dass wir unsere
persönlichen Beweggründe erkennen. Doch das allein reicht nicht aus, denn viele
Menschen wissen bereits, dass sie essen, weil sie gestresst oder wütend sind.
Es gilt darüber hinaus, das Essproblem „im Körper“ zu erspüren und damit zu
arbeiten. Es gilt, den Essensdrang als direkten Hinweis zu nutzen –
gewissermaßen als Kompass für unsere Emotionen.
Wenn wir unserem Essdrang nicht sofort nachgeben, sondern ihm stattdessen
erforschen, dann kommen wir in Kontakt nämlich mit genau den Gefühlen, vor
denen wir durch das Essen entfliehen.
Denn: Emotionales Essen hat immer tiefere seelische Ursachen, die in der
Regel in unserer Kindheit liegen – „biographische Wunden“:
Hier ist es der leistungsorientierte Vater, dessen Einfluss uns noch als
Erwachsene verfolgt und uns ständig zu Höchstleistungen antreibt, dort ist des
die Mutter, die uns vorlebt: Nur wenn du schlank bist, wirst du glücklich. Als
Kinder übernehmen wir solche Wertvorstellungen, auch wenn sie unserem
eigentlichen Wesenskern nicht entsprechen. Die Folge davon ist eine lebenslange
innere Grundspannung. Machen wir dann irgendwann die Erfahrung, dass Essen die
Spannung abdämpfen kann, koppeln wir diese Empfindung unbewusst an die
Nahrungsaufnahme. Später verspüren wir dann Appetit auf Schokolade oder etwas
anderes, bevor wir die Spannung überhaupt wahrnehmen können.
Wer jedoch seine Sehnsucht kennt, muss sie nicht mehr mit Essen stillen:
Schwindet der Essdruck, können sich emotionale Esser auch wieder auf ihren
angeborenen Essinstinkt besinnen: Sie können ihre Nahrung wieder selbstbestimmt
wählen, das essen, was sie wollen – und nicht das, was Diäten ihnen
vorschreiben.
Den eigenen Heilungsweg zu gehen, wenn auch oft über Wochen und Monate,
das ist ein lohnender Prozess. Schließlich führt er nicht nur zum
Wohlfühlgewicht, sondern auch zu einer stetigen Entfaltung der eigenen
Persönlichkeit. Wir gewinnen durch ihn einen besseren Zugang zu unserer Kraft
und zu unserem Leben!
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