Der
eigene Kleidungsstil spiegelt wieder, wie man zu sich, seinem Körper, seinen
Beziehungen, seinen Träumen und Sehnsüchten steht. Man kleidet sich für den
Erfolg, die Liebe und die Freundschaft, um zu beeindrucken, zu verunsichern, zu
rebellieren, einzuschüchtern, zu verführen, zu täuschen oder ein Statement
abzugeben.
Und
doch fürchten sich viele von uns davor, den Kleiderschrank zu öffnen. Verhältst
du dich, als ob der Ort, an dem du deine Klamotten aufbewahrst, der Wächter
deiner Dämonen ist? Für manch einen ist er das, hält er doch alle Niederlagen
und Einbrüche des Lebens fest.
Liebe Jessica, mein
Kleiderschrank der Albtraum meines Lebens. Manchmal möchte ich mich nicht
einmal in der Nähe davon aufhalten. Wenn ich auf meinem Bett liege und die
Schranktüren stehen offen, dann muss ich aufstehen und sie zumachen. Ich möchte
nicht daran erinnert werden, was sich in seinem Inneren befindet. Nicht als
alte Klamotten, in die ich nicht mehr hineinpasse. Neulich habe ich ein paar
alte abgeschnittene Jeans anprobiert, die ich nicht mehr getragen hatte, seit
ich 22 war. (Ich bin jetzt 29.) Meine Oberschenkel sahen darin aus wie
Schweinshaxen. Ich habe es nicht mal geschafft, den obersten Knopf zu
schließen. Ich saß einfach nur da und weinte. Eigentlich saß ich nicht einmal,
weil ich nämlich nicht sitzen konnte. Ich konnte meine Beine nicht beugen, um
mich hinzusetzen, weil die Hose so eng war, dass ihnen dann die Durchblutung
abgeschnitten wurde. Ich sehe einen Schrank voller Klamotten und denke, dass
ich zu dick bin und nicht anzuziehen habe. Das ist demütigend. Es tut mir weh,
es jemandem zu erzählen, aber was kann ich tun?
S.
Die
Wahrheit lautet: Unsere Körper verändern sich nun mal! Es ist eine Tatsache,
dass sie das tun. Dein Körper wird nicht immer so bleiben, wie er mit 18 war.
Das heißt nicht, dass man sich keine Sorgen machen darf, wenn man der Meinung
ist, man sei außer Form oder Ähnliches. Aber man sollte nicht versuchen, sieben
Jahre alte Klamotten anzuziehen, und dann das gleiche Ergebnis wie damals
erwarten. Würdest du die Zeit gern zurück drehen und wieder mit dem Freund
zusammen sein wollen, den du mit 18 hattest? (Ich nicht) Versuch, deine
Klamotten auf diese Weise zu betrachten: Sie haben ihren Zweck erfüllt, aber
wenn du versuchst, daran festzuhalten, zeigt mir das, dass du dich nicht darauf
konzentrierst, wer du heute bist. Man kann keine alten Klamotten anziehen, um
so alte Erfahrungen noch einmal zu erleben. Keiner von uns kann körperlich
unverändert bleiben. Wir sind Lebewesen, die sich im Laufe der Jahre weiter
entwickeln.
Auszug aus „Sehe ich DICK darin
aus?“ Jessica Weiner
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