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Dienstag, 4. Dezember 2012

Kleidung als emotionales Gewand

Der eigene Kleidungsstil spiegelt wieder, wie man zu sich, seinem Körper, seinen Beziehungen, seinen Träumen und Sehnsüchten steht. Man kleidet sich für den Erfolg, die Liebe und die Freundschaft, um zu beeindrucken, zu verunsichern, zu rebellieren, einzuschüchtern, zu verführen, zu täuschen oder ein Statement abzugeben.
Und doch fürchten sich viele von uns davor, den Kleiderschrank zu öffnen. Verhältst du dich, als ob der Ort, an dem du deine Klamotten aufbewahrst, der Wächter deiner Dämonen ist? Für manch einen ist er das, hält er doch alle Niederlagen und Einbrüche des Lebens fest.

Liebe Jessica, mein Kleiderschrank der Albtraum meines Lebens. Manchmal möchte ich mich nicht einmal in der Nähe davon aufhalten. Wenn ich auf meinem Bett liege und die Schranktüren stehen offen, dann muss ich aufstehen und sie zumachen. Ich möchte nicht daran erinnert werden, was sich in seinem Inneren befindet. Nicht als alte Klamotten, in die ich nicht mehr hineinpasse. Neulich habe ich ein paar alte abgeschnittene Jeans anprobiert, die ich nicht mehr getragen hatte, seit ich 22 war. (Ich bin jetzt 29.) Meine Oberschenkel sahen darin aus wie Schweinshaxen. Ich habe es nicht mal geschafft, den obersten Knopf zu schließen. Ich saß einfach nur da und weinte. Eigentlich saß ich nicht einmal, weil ich nämlich nicht sitzen konnte. Ich konnte meine Beine nicht beugen, um mich hinzusetzen, weil die Hose so eng war, dass ihnen dann die Durchblutung abgeschnitten wurde. Ich sehe einen Schrank voller Klamotten und denke, dass ich zu dick bin und nicht anzuziehen habe. Das ist demütigend. Es tut mir weh, es jemandem zu erzählen, aber was kann ich tun?
                                                                                                                S.

Die Wahrheit lautet: Unsere Körper verändern sich nun mal! Es ist eine Tatsache, dass sie das tun. Dein Körper wird nicht immer so bleiben, wie er mit 18 war. Das heißt nicht, dass man sich keine Sorgen machen darf, wenn man der Meinung ist, man sei außer Form oder Ähnliches. Aber man sollte nicht versuchen, sieben Jahre alte Klamotten anzuziehen, und dann das gleiche Ergebnis wie damals erwarten. Würdest du die Zeit gern zurück drehen und wieder mit dem Freund zusammen sein wollen, den du mit 18 hattest? (Ich nicht) Versuch, deine Klamotten auf diese Weise zu betrachten: Sie haben ihren Zweck erfüllt, aber wenn du versuchst, daran festzuhalten, zeigt mir das, dass du dich nicht darauf konzentrierst, wer du heute bist. Man kann keine alten Klamotten anziehen, um so alte Erfahrungen noch einmal zu erleben. Keiner von uns kann körperlich unverändert bleiben. Wir sind Lebewesen, die sich im Laufe der Jahre weiter entwickeln.

Auszug aus „Sehe ich DICK darin aus?“ Jessica Weiner

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