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Montag, 18. März 2013

Rohstoffe - oder besser nicht?

"Nouvelle cuisine crue" - Das ist französisch und bedeutet soviel wie
"Neue, rohe Küche".

Als Rohkost bezeichnet man jede Nahrung, die nicht hitzebehandelt wurde. Sie ist häufig vegetarisch, kann jedoch auch tierische Zutaten enthalten, zum Beispiel Matjes, Sushi, Tatar oder Carpaccio.
Überzeugte Rohkostanhänger sehen den Vorteil von „raw food“ darin, dass
Enzyme, Spurenelemente und vor allem die hitzeempfindlichen Vitamine
besser erhalten bleiben.

Obst sollte in erster Linie frisch und voll gereift konsumiert werden. Nur Menschen, die einen Mangel an bestimmten Verdauungsenzymen haben und Obst nicht vertragen, sollten es in Form von Kompott genießen.

Beim Gemüse muss man wissen:
Konsumiere ich es, um Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente aufzunehmen?
Dann muss ich es möglichst oft roh oder schonend gedünstet essen.
Will ich aber die Heilkraft der Farben nützen, des s. g. und erst in den letzten Jahren entdeckten Bioaktivstoffen, dann muss ich das Gemüse erhitzt genießen.

Man muss aber wissen:
Wenn ich Obst oder Gemüse erhitze, dann geht ein großer Teil der Vitamine zugrunde. Aber auch da gibt es Ausnahmen: Bei den Pellkartoffeln und bei gekochten Kohlgemüse bleibt das wertvolle Vitamin C, das sonst bei Hitze zerstört wird, durch eine Verbindung mit speziellen Enzymen nahezu voll erhalten.


PRO -
Rohkost wirkt bei vielen Krankheiten hervorragend, dass ist mittlerweile durch praktische Erfahrungen gut belegt.
Vor allem bei Rheuma, Arteriosklerose, Hautkrankheiten, Typ-2-Diabetes, Allergien und Übergewicht werden Besserungen oder gar Heilungen erzielt. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Ernährung auf Dauer für jeden
das Beste sei. Keine der strengen Rohkost-Formen, die in den derzeit erhältlichen Rohkost-Büchern dargestellt sind, ist langfristig zu empfehlen.

Knackiges Obst und Gemüse ist hierzulande vor allem als Zwischenmahlzeit beliebt. Dafür gibt es viele Gründe:
In rohem Obst und Gemüse bleiben Vitamine und gesundheitsfördernde sekundäre Pflanzenstoffe vollständig erhalten und werden nicht durch Kochen zerstört oder verändert.
Da auch Ballaststoffe ihre verdauungsfördernde Wirkung in rohen Lebensmitteln besser ausüben als in erhitzter Form, sollte jeder täglich Rohstoff essen - aber nicht ausschließlich.

Die Versorgung mit den Vitaminen A, C, E, B1, B6, Folsäure, Betacarotin und Selen liegt dagegen oft über den empfohlenen Richtwerten.

Gesundheitsfördernde Flavonoide sitzen oft direkt in oder unter der Schale, etwa in der Apfelschale und der weißen Haut der Orangen. Sie sollten nicht entfernt, sondern nach gründlicher Reinigung mitgegessen werden.

Garen lässt die Farbe verblassen, mit rohen Zutaten wirken sie intensiver.

Die Hinwendung zur Rohkost schult dagegen die Geschmacksnerven. Denn: Wenn für die Herstellung nur das Billigste verwendet wird, verändert sich auch die Wirkung der Speisen im Organismus. Rohstoffe werden durch Aromen und Geschmacksverstärker ersetzt, die Zubereitung erfolgt im Schnellverfahren. Das mag für mache Verfettung mitverantwortlich sein (weil der unzureichend versorgte Körper nach mehr verlangt), fest steht:
Als Folgen der künstlichen Ersatzstoffe geht der Geschmack verloren.


CONTRA -
Wenn nur Rohkost verzehrt wird, dann zeigt sich, dass es zu Nährstoffengpässen kommen kann. Die sinnvolle Zusammenstellung der Lebensmittel spielt deshalb eine große Rolle. Wer sich langfristig mit Rohkost ernähren will, muss sich informieren, wie er zu allen wichtigen Nährstoffen kommt.
Zu geringe Werte wurden vor allem bei Kalzium, Zink, Jod, Vitamin D, Vitamin B12 und Eisen festgestellt. Untergewicht kann auch eine Folge sein.

Kritisch sind vor allem Rohkost-Formen, die viel Obst enthalten. Da Obst gut sättigt, ist hier die Kalorienzufuhr verringert. Die hohe Aufnahme von Fruchtsäure kann außerdem den Zahnschmelz angreifen. Der Gemüseanteil sollte deshalb höher sein als der von Obst.

Manche Nährstoffe kann der Körper besser verwerten, wenn die Lebensmittel mit etwas Fett erhitzt werden - etwa die fettlöslichen Carotinoide aus Karotten oder das Lutein aus Tomaten.

Pflanzen können Keimträger sein - Solche für den Menschen unbekömmlichen oder gesundheitsschädlichen Substanzen sind für Pflanzen nützlich: Sie halten Fraßfeinde ab.

Durch Kochen werden viele Pflanzen-Abwehrstoffe, die uns Menschen nicht gut bekommen, zerstört und außerdem Parasiten und Bakterien abgetötet.

Über Naturdünger kommen Obst und Gemüse mit den Ausscheidungen von Tieren in Kontakt, die krank machende Keime enthalten können. Oberflächliche Verunreinigungen lassen sich durch gründliches Waschen unter fließendem Wasser entfernen. Salat nimmt die Erreger aber über die Wurzeln auf und lagert sie in seine Blätter ein. Da hilft Waschen nichts.

Rohes Gemüse ist bekömmlicher, wenn es gründlich gekaut wird. Sonst entstehen Blähungen und Durchfall. Senioren mit Kau- und Schluckproblemen sind Rohstoffe in pürierter oder flüssiger Form zu empfehlen. => nicht ideal, aber besser, als überhaupt keine zu essen.

Grüne Bohnen und Erbsen enthalten giftiges Phasin, das beim Kochen zerstört wird.

Der Giftstoff Solanin findet sich bei Kartoffeln in Keimen und grüne Stellen. Diese deshalb vor dem Verzehr entfernen.

Es wurde festgestellt, das die wertvollen Inhaltsstoffe von Gemüse beim Erhitzen weit weniger leiden als bisher angenommen. Mehr noch: Die antioxidative Gesamtleistung, also das, was nach dem Kochen an Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen zur Verfügung steht, stieg in den getesteten Möhren, Zucchini und Brokkoliröschen sogar noch an. Denn Kochen macht bestimmte Stoffe für den Körper erst verwertbar, entgegen der weit verbreiteten Vorstellung werden beim Erwärmen nicht immerzu die Vitamine ruiniert. Den Vitaminen D, E, B1 und B2 beispielsweise macht eine hohe Temperatur gar nichts aus.

Kohlenhydrate wie Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Reis sind nur gekocht für den Menschen verdaulich. Und manche sekundäre Pflanzenstoffe wie Lycopin, jenes hochwirksame Antioxidanzien, das zum Beispiel in Tomaten vorkommt, kann der Körper roh weniger gut verwerten.
Zudem werden durch das Erhitzen Salmonellenvergiftungen vermieden und schädliche Mikroorganismen abgetötet.

Laut Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) ist eine ausschließlich "kalte" Ernährung nicht empfehlenswert. Denn alle Rohe fordert von unserem Organismus eine hohe "Aufwärmleistung", um es verdaulich zu machen. Gerade Frauen tendieren in der Regel dazu, öfter "kalt" zu essen, etwa Salate, rohes Obst, Brot und viele Milchprodukte. Dadurch würde der Energiehaushalt geschwächt und die Verdauungsorgane träge.


FAZIT:
Ausschließlich Ungekochtes zu sich zu nehmen scheint also nicht besonders gesund zu sein. Aber wenn wir ehrlich sind, ist das für die allerwenigsten von uns das Problem. Stattdessen essen wir zu viele stark verarbeitete Lebensmittel, zu süß, zu salzig und zu fett. Und es würde vermutlich den meisten von uns sehr Gut tun, mehr Rohes zu essen.  Zum Glück ist das heute nicht mehr nur gesund und kalorienarm. Sondern oft ein Hochgenuss.


P.S.:
Es ist leider noch nicht bekannt, wie viel von Mineralstoffen + Vitaminen wir wirklich brauchen. Ob wir durch die Aufnahme größerer Mengen gesundheitliche Vorteile haben, steht also nicht fest. Esst nur das, was ihr wirklich mögt und euch bekommt - und das gilt nicht nur für Rohstoffe. Eine wertvolle Ernährung besteht zur Hälfte aus Rohkost.

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