Nach
jahrzehntelangen Kampagnen von Tierschützern sind für viele Verbraucher Hühner
im Käfig zu Recht der Inbegriff für Tierquälerei. Der Kunde greift daher immer
öfter guten Gewissens auf Eier aus Boden-, Bio- oder Freilandhaltung zurück.
Nahezu alle Discounter haben Eier aus Käfighaltung komplett aus ihren Regalen
verbannt und auf Eier aus alternativen Haltungsformen umgestellt. Wie aber die
Wirklichkeit in Freiland-, Bio- oder Bodenhaltung aussieht, zeigen
Filmaufnahmen aus sieben Betrieben, die unter anderem für große Discounter
produzieren: Von Parasiten befallene Hühner, kranke, halbnackte und sterbende
Hühner, Hühner stehen auf toten Artgenossen, verweste Kadaver liegen im Stall,
Enge und Stress, Kannibalismus und ausgepickte Federkleider, mangelhafte
Hygiene, die Ausläufe der Freiland- und Biohaltungen können oft nur zu einem
kleinen Teil genutzt werden - oder sind tageweise völlig verschlossen.
Tierschutzkampagnen
und ihre Folgen
Tierschutzkampagnen
gegen Käfigeier sind seit Jahrzehnten zentraler Bestandteil der Arbeit großer
und kleiner Tierschutzorganisationen. Außer Frage steht: Die Haltung von
Legehennen in Käfigen ist absolute Tierquälerei. Daran hat auch die Änderung
der Tierschutznutztierhaltung nichts geändert, wonach ab spätestens 2009 die
kleinen Käfige mit meist 4 Hennen durch größere Käfige mit bis zu 60 Hennen
ersetzt werden mussten (Platz pro Henne vorher 600 cm2; nachher 800 cm2). Durch
die Kampagnen der Tierschützer nahmen fast alle Supermärkte Eier aus
Käfighaltung aus den Regalen. Die Auszeichnung von „alternativen“ Eiern im
Geschäft mit bunten Wimpelchen und Hinweis auf „Eier von glücklichen Hühnern“
hat Früchte getragen: der Verbraucher kauft, und zwar mit gutem Gewissen. Eier
von Hühnern, die sicherlich alles andere als „glücklich“ sind. Auch bei
Auszeichnung und der Verleihung von „Goldenen Eiern“ an Produzenten, die für
ihre Lebensmittel keine Käfigeier mehr verwenden, dürfte sich rein menschlich
betrachtet so manchem betroffenen Bodenhaltungs-Huhn tüchtig der Magen
umdrehen.
„Alternativ“ =
„Artgerecht“?
Diese
Tierschutzkampagnen nach dem einfachen „Kein-Ei-mit-3“- Prinzip hatten zur
Folge, dass der Verbraucher im Glauben an tierschutzgerechte Haltung zu den Eiern
aus „alternativen Haltungsformen“ greift. Unter Boden-, Freiland- oder gar
Biohaltung stellt sich der Bürger keine industrielle Haltung mit
Drahtgitterböden auf mehreren Etagen, Kotförderbändern und Massentierhaltung
vor, sondern glückliche Hühner auf Stroh oder gar der grünen Wiese. Leider ist
die Realität, dass auch die alternativen Haltungsformen industrialisierte
Massentierhaltungen sind, um die ungebremste Nachfrage zu befriedigen. Ställe
mit 10.000, 20.000 oder gar noch mehr Tieren sind die Regel - auch bei Bio. Der
Stallbereich ist geprägt durch technisierte Anlagen aus Stahl, in denen die
Hühner leben. Die Tiere sind durch zu viele Artgenossen völlig überfordert;
Federpicken, Kannibalismus und andere Verhaltensstörungen sind an der
Tagesordnung. Durch das Gedränge ausgelöster Stress schwächt das Immunsystem
der Tiere zusätzlich und ist damit oft Auslöser für Krankheiten und den Tod
vieler Hühner. Auch Parasitenbefall ist häufig anzutreffen.
Freiland- und
Biohühner ohne Freilauf
Mit
dem Zugang ins Freie bei Freiland- und Biohaltung nimmt man es auch nicht so
genau. Im Rahmen mehrerer Recherchen von die Tierfreunde e.V. wurde eine Freilandhaltung und mehrere
Biohaltungen dokumentiert, bei denen den Hühnern mindestens an den Wochenenden
der Zugang ins Freie verwehrt wird, so dass die Tiere von Freitag bis Montag
auf engsten Raum eingesperrt sind. Kontrollieren, wann die Hühner ins Freie
kommen, kann niemand: der Zugang ist nicht tierschutzrechtlich geregelt, so
dass daher die örtlichen Veterinäre für die Überprüfung der Einhaltung nicht
zuständig sind. Die Landesanstalten oder die KAT können kaum flächendeckend
kontrollieren – an Wochenenden augenscheinlich schon gar nicht. Aufgrund der
Vogelgrippehysterie kann es sogar vorkommen, dass eine Aufstallpflicht besteht
und die Betriebe die Eier auch ohne Freilauf für die Tiere weiter (maximal für
12 Wochen) als Freiland- oder Bio-Eier kennzeichnen dürfen.
Alibi-Freiläufe
Bei
den Freiläufen fehlt fast immer der notwendige und geforderte Schutz für die
Hühner. Ohne Deckung trauen sich die meisten Hühner nicht, die Ausläufe zu
nutzen, so dass eine noch so große Fläche den Tieren oftmals nichts nutzt.
Manche Rassen trauen sich nie in Ausläufe ohne Deckung, andere erst im
erwachsenen Alter. Da die Hühner aber nur etwa ein Jahr in den verschiedenen
Systemen gehalten und dann wegen nachlassender Legeleistung ausgestallt,
geschlachtet und durch junge Hühner (ca. 3 Monate alt) ersetzt werden, ist für
die Hühner die meiste Zeit ihres Lebens ein Auslauf ohne Deckung nutzlos.
Die
weit verbreitete Vorstellung, dass Bio-Eier von kleinen Bauernhöfen mit ein
paar glücklichen Hühnern stammen, ist Wunschdenken: solche kleinen Höfe einiger
Idealisten haben auf die Herstellung von Bio-Eiern schlichtweg keinen nennenswerten
Einfluss. Die unterschiedlichen Bio-Label sind in Punkto Tierhaltung kaum
unterschiedlich – es gibt kein Biosiegel, welches solche Zustände verhindern
könnte. Bei der Einstallung mit „frischen Hühnern“ sind die Ställe noch sauber
und die Hennen sehen „gut“ aus. Einige Zeit später fangen die Hühner an, ihr
Federkleid zu verlieren, und die Anlagen sind mehr und mehr verdreckt,
zugekotet und staubig – die Sterberate steigt. Die Hühner sind durch die
Haltungsbedingungen gestresst und psychisch gestört, neigen zu Federpicken und
Kannibalismus und leiden an der Qualzucht, die sie nahezu täglich Eier legen
lässt und unter anderem zu schweren, oftmals tödlichen Eileiterentzündungen
führt. Am Ende der Legeperiode (etwa 12-18 Monate) sollte man die Anlagen wegen
der hohen Staubbelastung ohne Mundschutz nicht mehr betreten, die Hühner atmen
schwer, sind zerrupft und ausgelaugt. Die Ausläufe sind zugekotet und können
oft wegen fehlender Deckung nur am Stallrand genutzt werden – am Wochenende
bleiben die Hühner mitunter komplett eingesperrt.
Die
Hennen werden in den verschiedenen Systemen etwa 1 Jahr gehalten. Dann lässt
die Legeleistung nach und sie werden geschlachtet. Der Zustand der Hühner und
der Hygienezustand im Stall sind stark vom Alter der Hennen abhängig. Die
Hallen müssen nach jedem Lege-Durchgang (etwa einmal jährlich) grundgereinigt
und desinfiziert werden (§14.1.3 NutzTierVO). Danach werden junge Hennen
eingestallt. Ein erst kürzlich eingestallter Stall sieht daher noch recht
sauber aus und die Tiere haben ein noch volles Gefieder. Das ändert sich
schnell, wenn die Tiere einige Wochen oder gar Monate in der Anlage sind. Kurz
vor dem Ausstallen sind sie ausgemergelt, krank, fast nackt und die Hygienesituation im Stall ist
unerträglich.
Das tägliche Sterben
Die
Sterberaten in den alternativen Haltungssystemen sind, genau wie im Käfig,
wesentlich. In einer Veröffentlichung vom Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz „Legehennenzucht und Eierzeugung –
Empfehlungen für die Praxis“ aus dem Jahr 2008 werden 11,8% Mortalität in
alternativen Haltungsformen (Boden- Freiland- Biohaltung) angegeben. Das
bedeutet, dass in einer Halle mit 20.000 Hennen im Schnitt täglich 6-7 Hennen
sterben. Dass tote Tiere zwischen den Lebendigen aufgefunden werden, ist daher
„normal“ und unbestritten. Inwieweit die toten Hennen aussortiert werden ist
vom jeweiligen Stallmanagement abhängig. Diese Tiere sterben nicht ohne Grund.
Sie sind Krankheiten und Verletzungen zum Opfer gefallen: Eileiterentzündungen,
Bauchfellentzündung, Parasitenbefall, Brustbeinverkrümmungen und
Brustbeinbrüche, Folgen von Kannibalismus, Viren, Bakterien - ein leidvoller,
stiller und oft langsamer Tod auch in den alternativen Haltungssystemen.
Krankenstationen sind Einzelfälle, nicht vorgeschrieben und aufgrund der hohen
Tierbestandszahlen nur Schein: meist leiden und sterben die Tiere inmitten
ihrer Artgenossen im Legebereich.
Geschlüpft, um zu
Sterben: 50 Millionen männliche Küken
Etwa
50 Millionen „neue“ Legehennen werden jährlich in Deutschland in allen
Haltungssystemen eingestallt. Sie schlüpfen aus 100 Millionen, in großen
„Elterntierhaltungen“ produzierten, Eiern. Aus der Hälfte dieser Eier schlüpfen
männliche Küken: für die Eierproduktion naturgemäß nicht zu gebrauchen. Da
diese Tiere aufgrund der Zuchtselektion auf eine hohe Legeleistung zur Mast
nicht zu gebrauchen sind, da „unrentabel“, werden 50 Millionen männliche Küken
in Deutschland pro Jahr unmittelbar nach dem Schlüpfen getötet – auch in der
Regel die männlichen Geschwister von Bio-Legehennen. Bemühungen diese Hähne zu
mästen werden zwar pressewirksam immer wieder in Szene gesetzt, in der Praxis
bleiben dies aber Einzelfälle zur Imagepflege der Legehennenhalter.
Quelle: www. bio-wahrheit.de
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